2012/03/28

Mädchen meldete Gewalt an Heimkindern

In einem deutschen Heim sollen Vorarlberger Kinder Opfer von Gewalttaten geworden sein. Ein Mädchen habe sich den Behörden anvertraut, bestätigte Landesrätin Schmid. Für sieben Kinder, die in dem deutschen Heim untergebracht sind, soll nun ein Platz in Vorarlberg gefunden werden.







Vor allem die westlichen Bundesländer Vorarlberg, Tirol und Salzburg haben Heimkinder im Ausland untergebracht. 38 Kinder aus Tirol, 17 aus Salzburg und zehn aus Vorarlberg haben zuletzt in Wohngemeinschaften im benachbarten Deutschland gelebt - zum Teil auch, weil es im Inland zu wenig geeignete Einrichtungen gibt.

„Kann zu massivem Kontrollmangel führen“

Das könne zu massivem Kontrollmangel führen, sagt der Vorarlberger Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch. Er plädiert dafür, nur in absoluten Ausnahmefällen, wenn eine Spezialeinrichtung benötigt wird, Kinder im Ausland unterzubringen. In einer deutschen Einrichtung dürften nun Vorarlberger Kinder geschlagen und getreten worden sein. „Es gibt ganz konkret Beschwerden über erlittene Gewalt“, sagt Rauch.

Beschuldigte Mitarbeiterin wurde suspendiert

Sieben Vorarlberger Jugendliche sind derzeit gemeinsam in einem Heim im süddeutschen Raum untergebracht. Eines der Mädchen hat sich im Jänner der Bezirkshauptmannschaft anvertraut, sie berichtete von erlittener Gewalt, bestätigt Landesrätin Greti Schmid (ÖVP.) Ihren Angaben nach wurde unverzüglich die Staatsanwaltschaft informiert, zudem habe man die deutsche Fachaufsicht kontaktiert. Auch „haben wir eine Mitarbeiterin der Jugendwohlfahrt hinaus geschickt, die seitdem wöchentlich dort ist und die Jugendlichen betreut“, so Schmid. Als Sofortmaßnahme wurde die beschuldigte Mitarbeiterin des Heimes suspendiert.

Suche nach Plätzen in Vorarlberg

Nun sei man auf der Suche nach einer geeigneten Unterbringungsmöglichkeit in Vorarlberg, so Schmid, „und zwar weil die Jugendlichen schon seit vielen Jahren gemeinsam dort sind und es wäre nicht gut, wenn man sie auseinander reißt und jeder an einen anderen Platz kommt. Das heißt, wir arbeiten derzeit daran, eine Möglichkeit für alle sieben zu bekommen“, so Schmid.

„Enger Kontakt zu deutschen Behörden“

Das Problem, das Vorarlberg keinerlei Kontrollrechte bei einer Unterbringung im Ausland habe, bleibe jedoch bestehen, betont auch die Landesrätin. „Wir haben das insofern gelöst, dass wir in engem Kontakt mit den Behörden stehen. Wir haben derzeit die Situation, dass es für manche Jugendliche fachlich besser ist, wenn sie im Ausland in einer Spezialeinrichtung betreut werden".
Jeder einzelne Fall werde mit dem Kinder- und Jugendanwalt abgesprochen, sagt Schmid. Auch werde grundsätzlich zunächst versucht, die Kinder fachlich im Land zu betreuen. Derzeit sind insgesamt fast 550 Vorarlberger Kinder und Jugendliche in speziellen Institutionen oder bei Pflegefamilien untergebracht.

Jugendliche quasi ins Ausland „losgeworden“

Jugendanwalt Rauch weist sinngemäß auch daraufhin, dass man ursprünglich versucht habe, Jugendliche quasi ins Ausland loszuwerden - mit denen man nicht mehr zurecht kam, so „dass sie bereits mehrere Plätze hinter sich hatten und als besonders schwierig galten und von daher in Vorarlberg kein Platz mehr gefunden werden konnte“.

Kinder in Polen und Namibia untergebracht

Auskünften aus der Steiermark und Kärnten zufolge werden einzelne Jugendliche sogar in Spezialeinrichtungen in Frankreich, Griechenland, Polen oder Namibia untergebracht - vermittelt durch eine deutsche Organisation. Die steirische Kinderanwältin Brigitte Pörsch befürchtet eine Entwurzelung der Jugendlichen und kritisiert, dass 270 Kinder aus der Steiermark in Wohngemeinschaften in anderen Bundesländern untergebracht sind und es so für Eltern und Kinder nur schwer möglich sei, den Kontakt zu halten. So würden oft auch Geschwister getrennt.

FPÖ stellt Landtagsanfrage

Die FPÖ Vorarlberg hat sich in einer Landtagsanfrage an Landesrätin Schmid gewandt. Jugendsprecherin Kornelia Spieß will wissen, wie viele Jugendliche derzeit im Ausland untergebracht und in welchen Heimen sie leben. Zudem fragt sie, ob die Landesrätin die Unterbringung außerhalb des Landes für sinnvoll halte.

Publiziert am 27.03.2012

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