2013/03/05

Übergriffe in Jugend-WG: Ruf nach Konsequenzen

Zuletzt aktualisiert: 04.03.2013 um 19:49 Uhr

Die Vergewaltigungen in einer Jugend-WG des Grazer Magistrats sind nun Gegenstand von Untersuchungen. Bürgermeister Siegfried Nagl, der vom Fall aus dem Medien erfuhr, zeigte sich "fassungslos und verärgert".

Brennpunkt Jugendamt: Nach Vergewaltigungen in Grazer Wohngemeinschaft ermitteln Innenrevision, Oberbehörde und Staatsanwaltschaft Foto © KLZ/
Brennpunkt Jugendamt: 

Nach Vergewaltigungen in Grazer Wohngemeinschaft ermitteln Innenrevision, Oberbehörde und Staatsanwaltschaft
Der Missbrauchsskandal in einer Grazer Jugendwohngemeinschaft lässt im Rathaus die Wogen hochgehen. Nach der ersten "Schrecksekunde" hat das politische Krisenmanagement begonnen. Und das gleich mit einer Kopfwäsche von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) für Jugendamtsleiterin Ingrid Krammer und Magistratsdirektor Martin Haidvogl. Der Stadtchef ist "fassungslos und verärgert", weil er von den Geschehnissen erst aus den Medien erfahren hat. Der Bürgermeister und die ressortzuständige Vizebürgermeisterin Martina Schröck mahnten nun die lückenlose Aufklärung ein.

Wie berichtet, sollen vier Burschen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren - zwei von ihnen waren ebenfalls in der Jugend-WG untergebracht - dort vier Mädchen (heute 11 bis 16 Jahre) über drei Jahre gequält und vergewaltigt haben. Außerdem soll die dreijährige Schwester eines der Verdächtigen, die bei ihrer Familie lebt, unter den Opfern sein.

Keine Anzeige

Drei der Burschen sitzen in U-Haft. "Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Nötigung, Missbrauchs und Vergewaltigung", bestätigt Pressesprecher Hansjörg Bacher. "Die Verdächtigen sind im Großen und Ganzen geständig." Ins Rollen gekommen ist der Fall durch eine Anzeige, zu der sich die Mutter eines der betroffenen Mädchen entschlossen hatte. Ihre Tochter hatte ein schlechtes Zeugnis nach Hause gebracht und versucht, sich zu verstümmeln. Erst auf Druck der Mutter hat das Mädchen von ihrem Martyrium erzählt.
Im Magistrat prüft nun die Innenrevision alle Abläufe. Auch die Oberbehörde des Landes ist eingeschaltet worden. Besonderes Augenmerk wird man dabei wohl auf die Ereignisse im Oktober 2012 legen müssen. Damals hatte sich eines der missbrauchten Mädchen erstmals einer WG-Kollegin anvertraut. Diese hat die Information sofort weitergegeben. Im Jugendamt behandelte eine "Prüfungskommission" mit Psychologen und Experten die Verdachtsfälle. Doch mangels Indizien und auch, weil die befragten Mädchen allesamt abstritten, dass etwas passiert sei, habe sich die Jugendwohlfahrt gegen eine Anzeige bei der Polizei entschieden. Was gesetzlich gedeckt sei, stellt Haidvogl klar: "Prinzipiell wäre die Behörde ja verpflichtet, den Verdacht einer Straftat anzuzeigen. Aber es gibt eine Ausnahme, wenn die Anzeige eine amtliche Tätigkeit beeinträchtigen würde, deren Wirksamkeit eines persönlichen Vertrauensverhältnisses bedarf."

Psychologische Hilfe

Die Opfer sind in psychologischer Betreuung. Expertinnen des Grazer Kinderschutzzentrums und das Jugendamt sorgen nun für therapeutische Hilfe. Sie bekommen auch eine psychosoziale Prozessbegleitung.

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