2013/09/12

Erzieherinnen angezeigt: Kindesmisshandlung in Erfurter Kita?


Erzieherinnen angezeigt: Kindesmisshandlung in Erfurter Kita?

  • Im Kindergarten "Johannesplatzkäfer" in der Erfurter Wendenstraße soll es zu Misshandlungen von Kindern durch Erzieher gekommen sein. Foto: Marco Schmidt  
  • Im Kindergarten "Johannesplatzkäfer" in der Erfurter Wendenstraße soll es zu Misshandlungen von Kindern durch Erzieher gekommen sein. Foto: Marco Schmidt 

Erfurt. Eltern haben am Montag gegen zwei mittlerweile gekündigte Erzieherinnen des Kindergartens "Johannesplatzkäfer" bei der Staatsanwaltschaft Erfurt Anzeige erstattet. Sie werfen ihnen Körperverletzung, Nötigung, Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht und Freiheitsberaubung vor. 
 
In der Anzeige der Eltern heißt es zur Begründung, ihre Tochter und auch andere Kinder seien beispielsweise im Waschraum eingesperrt, zum Aufessen gezwungen worden, Toilettenbesuche seien verweigert worden und die Kinder wären "körperlich misshandelt sowie psychisch gequält" worden. Das Mädchen habe mit Weinkrämpfen, körperlichen Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten reagiert und sich geweigert, den Kindergarten weiter zu besuchen. Die Leiterin des Kindergartens in der Wendenstraße, Martina Volland, bestätigte auf TA-Nachfrage, es gebe "ein laufendes Verfahren" gegen zwei Kolleginnen. Sie habe am 16. August von den Vorfällen erfahren und sofort gehandelt. Was genau passiert sein soll, dazu wollte sie nichts sagen. Sie beteuerte aber, sie wolle nichts unter den Teppich kehren. Die Tagesstätte sei mit dem Problem "offensiv umgegangen". Der Kindergarten befindet sich in Trägerschaft der gemeinnützigen Jul GmbH mit Sitz in Weimar. Sie betreibt in Thüringen 14 Kindergärten, davon fünf in Erfurt.
 
 

Erzieherinnen nicht mehr für den Träger tätig

 

Der Geschäftsführer des Trägers selbst sei im Urlaub, wäre aber informiert, hieß es bei Jul. Yvonne Unger, die für die Kindergärten in Mittelthüringen zuständig ist, erklärte, beide Kolleginnen seien nicht mehr für den Träger tätig.
Man habe sofort mit allen Betroffenen gesprochen. Die Erzieherinnen im "Johannesplatzkäfer" seien auch in Anbetracht des jetzt eröffneten Verfahrens gegen Erzieherinnen in Altenburg nochmals informiert worden, wie sie sich verhalten sollen und wo sie in Grenzsituationen Hilfe erhalten. Die Eltern des Mädchens haben sich auch an das städtische Jugendamt gewendet, das die Kita sofort aufgesucht und mit der Leiterin gesprochen habe. Daraufhin, so die klagenden Eltern, hätten sich noch mehr Eltern gemeldet, deren Kinder Verhaltensauffälligkeiten zeigten und die sich über Ausfälle der Erzieherinnen beklagten.
 
 

Jugendamt ist über die Vorfälle informiert

 

Der Leiter des Jugendamtes Hans Winklmann bestätigte, dass seine Behörde am 16. August über die Vorfälle informiert wurde. Die Eltern der betroffenen Kindergartengruppe mit 17 Kindern ab zwei Jahre seien alle informiert worden. Zu den Vor würfen der klagenden Eltern gegen die Erzieherinnen erklärte er: "Gewalt würde ich dazu nicht sagen." Die Erzieherinnen hätten allerdings "unangemessen reagiert". Der Kindergarten leiste ansonsten gute Arbeit und habe ein tragfähiges pädagogisches Konzept. Er könne aber nicht ausschließen, dass die Darstellung der Eltern zuträfe. In der Vergangenheit habe es schon mehrere Anzeigen von Eltern gegen Kindergärten in Erfurt gegeben, erklärte Amtsleiter Winklmann auf Nachfrage. Eine Verurteilung habe es seines Wissens jedoch in den vergangenen 20 Jahren nie gegeben. Die Verfahren seien entweder eingestellt worden oder die Vorwürfe konnten widerlegt werden.

Angelika Reiser-Fischer / 04.09.13 / TA
Z82D93M100178

Kommentare
07.09.13 - 16:49
Lilly
Also wenn ich man­che Kom­men­ta­re lese kommt mir die Wurst. Sagt mal Leute was seid ihr für Men­schen ??? Wie kann ich sagen das sei weit her­ge­holt oder die Über­trei­ben... hal­loo das sind klei­ne Kin­der die da drun­ter lei­den müs­sen ihr habt schein­bar keine Ahnung...​was sie durch ma­chen Kin­der den­ken sich so was nicht aus und die El­tern In­ter­pre­tie­ren da auch nichts dazu also echt . Der Susan gebe ich voll recht Ein Lei­ter vom Ju­gend­amt kann so was doch nicht zur Pres­se geben hallo ge­nau­so so ein ding da kommt mir die Wurst. Wenn ich einer vom Ge­richt wäre die Er­zie­her wür­den dafür die ge­rech­te Stra­fe be­kom­men. Es darf in un­se­rem STADT nie­mals so was in der Art ge­dul­det wer­den. Jeder der mal etwas nach­denkt weiß das ich das Kind in so einer Sache Schüt­zen muss und darum geht es hier da muss man eben die Maß­nah­men tref­fen das eine An­zei­ge ge­macht wird das das Ju­gend­amt In­for­miert wird das sind Tat­sa­chen den muss man ins Auge sehen. Es sind HILF­LO­SE KIN­DER DIE DER GE­FAHR AUS­GE­SETZT SIND. Für sol­che Taten muss man Be­straft werden...​Die Kita und der Trä­ger und die El­tern sogar das Ju­gend­amt haben alles Rich­tig ent­schie­den vor allem schnell so eine Er­zie­he­rin darf nicht wei­ter be­schäf­tigt wer­den. so das und ei­gent­lich viel mehr ist meine Mei­nung und im üb­ri­gen die Er­zie­her haben Be­rufs­er­fah­rung und wis­sen das sie so was nicht ma­chen dür­fen. danke für`s lesen....
05.09.13 - 11:49
San­dra
Ich bin auch Päd­ago­gin, aber ich käme nie auf die Idee gegen die im Grund­ge­setz fest­ge­hal­te­nen Rech­te von Men­schen zu ver­sto­ßen. Schon gar nicht im Sinne eines ver­meint­li­chen Er­zie­hungs­auf­tra­ges. Er­zie­hung hat viel mit Be­zie­hung zu tun und ist nicht dafür da Kin­der (klei­ne Men­schen) in eine Form zu pres­sen, damit sie ma­chen, was Er­wach­se­ne (große Men­schen) wol­len. Un­se­re Ge­sell­schaft hat schon viele zu viele Ja-Sa­ger und Duck­mäu­ser und Er­furt Nord ist nicht ge­ra­de ein Bei­spiel für um sich grei­fen­de In­tel­li­genz. Daher hat die KiTa auch eine aus­glei­chen­de Vor­bild-Funk­ti­on ge­gen­über El­tern mit frag­wür­di­gen Er­zie­hungs­me­tho­den. Das ist hier ein­deu­tig nicht der Fall.
05.09.13 - 08:54
Matze
Ich ver­ste­he nicht warum man sowas nicht erst­mal mit der KiTa Lei­tung be­spre­chen kann, bevor man das Ju­gend­amt und An­wäl­te ein­schal­tet. Manch­mal ist eben eine Si­tua­ti­on auch nicht dem­entspre­chend, was ein Kind so da­heim er­zählt.Es soll­ten zmd. auch ein­fach mal beide Sei­ten ver­nünf­tig an­ge­hört wer­den, bevor die große Keule ge­schwun­gen wird. Das aber mit Ju­gend­amt, An­walt und co auch ab­seh­bar das per­sön­li­che Schick­sal der Er­zie­he­rin in ihrem er­lern­ten Be­rufs­zweig auf dem Spiel steht sehen die El­tern idR. dann nicht.​Und mal ernst­haft, in mei­ner Kind­heit hieß es auch "es wird auf­ge­ges­sen" und "es geht jetzt noch­mal auf's Klo". Es ist eben nur eine Art der Sicht­wei­se, wenn das Kind vlt. auch zum Trotz sagt "ich wurde ge­zwun­gen!". Mami und Papi rich­ten das ganze schon und die für vlt. 1 Stun­de vom Kind nicht für nett be­fun­de­ne Er­zie­he­rin ist rui­niert. Als Er­zie­her, aber auch als Leh­rer steht man somit immer mit einem Bein im Knast.
» Äl­te­re Kom­men­ta­re an­zei­gen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen