Sechs Monate nach dem Skandal um den Dreijährigen, der in einem verdreckten Keller in Bad Segeberg hausen musste, hat es nun den Wechsel an der Spitze des Kreis-Jugendamtes gegeben. Ab 1. März ist Dr. Georg Hoffmann nach 15 Jahren nicht mehr dessen Leiter.
18.02.2013 21:10 Uhr
Bad Segeberg. Er wird vom 55-jährigen Manfred Stankat (SPD) abgelöst, der bisher sein Stellvertreter war. Landrätin Jutta Hartwieg (SPD) kündigte gestern per Pressemitteilung an, dass sie den Jugendhilfeausschuss am 28. Februar darüber informieren werde.
Mal hinter vorgehaltener Hand, mal offen war die Ablösung des langjährigen Chefs des Jugendamtes nach dem Kellerkind-Skandal gefordert worden. Er wirkte angesichts der Vorwürfe nervlich angeschlagen, hielt aber stand. Hoffmann hatte hartnäckig jede Mitschuld seines Amtes im Fall des Kellerkindes von sich gewiesen. Wie berichtet, war ein dreijähriger Junge in einem verwahrlosten Keller von den Eltern eingesperrt worden. Das Kind war im Juni 2012 in dem völlig verdreckten Raum durch Zufall von der Polizei gefunden worden. Die mehrköpfige Familie stand unter Aufsicht des Jugendamtes, wurde regelmäßig von Betreuern besucht. Doch Hoffmann beteuerte, dass die Familienbetreuer diese Situation nicht hätten bemerken können. Die Eltern hätten den Zugang zur Kellerwohnung verdeckt und die Kinder bei den angemeldeten Besuchen präsentiert. Es seien keine Fehler gemacht worden.
Erst später, bei Sichtung der geheimgehaltenen Protokolle der Besuche, stellte sich heraus, dass der Dreijährige oft wochenlang nicht zu sehen gewesen war. Kritisiert wurde Hoffmann (63) auch dafür, nicht ausreichend informiert zu haben. Erst durch LN-Recherchen war herausgekommen, dass das Jugendamt nach einem Beschluss des Oberlandesgerichts seit 2010 die Möglichkeit gehabt hatte, die Kinder aus der Familie zu nehmen.
Landrätin Jutta Hartwieg teilte auf Nachfrage mit, dass Hoffmann selber „um Entlastung gebeten habe“, damit er sich mehr um andere Aufgaben im Bereich Soziales kümmern könne. Auf die Frage, ob er als Jugendamtsleiter Fehler gemacht habe, verwies Hartwieg auf den ausstehenden Bericht eines Unterausschusses, der den Kellerkind-Fall gerade prüft. Dem werde sie nicht vorgreifen. Der Wechsel an der Spitze des Jugendamtes erfolge „unabhängig vom Jugendhilfefall in Bad Segeberg“ . Sie freue sich, dass mit Manfred Stankat ein Sozialarbeiter diese Position besetze, der viel Erfahrung mitbringe und bereits als Stellvertreter Führungsqualitäten bewiesen habe.
Stankat ist seit 1988 Sozialarbeiter beim Kreis. Hartwieg: „Wir wollen mit Herrn Stankat das Jugendamt in die Zukunft führen.“ Dieses wird umstrukturiert und ist personell verstärkt worden. Stankat wird Chef von 50 sozialpädagogischen Fachkräften sowie mehr als 30 Beschäftigten und Beamten der Schul- und Kulturverwaltung. Jurist Georg Hoffmann bleibt als Leitender Kreisverwaltungsdirektor Stellvertreter der Landrätin. Er leite auch künftig den größten Fachbereich des Kreises: Soziales, Jugend und Bildung. Er war gestern für die LN in der Verwaltung nicht erreichbar.
Bei den Politikern stieß seine Ablösung auf Überraschung. Wolfgang Schnabel (FDP): „Damit habe ich nicht gerechnet.“ Jürgen Kaldewey (Grüne) empört: „Wir Kreispolitiker fühlen uns übergangen. Solche Entscheidungen gehören in den Haupt- und Jugendhilfeausschuss.“ Henning Wulf (CDU), Vorsitzender des Hauptausschusses, betonte, dass „es eigentlich die Angelegenheit des Jugendhilfeausschuss ist, den Jugendamtsleiter zu benennen“. Dem widersprach Jutta Hartwieg. Sie selbst sei hier weisungsbefugt.
Wolfgang Glombik
http://www.ln-online.de/Lokales/Segeberg/Wechsel-im-Jugendamt-Hoffmann-geht
Mal hinter vorgehaltener Hand, mal offen war die Ablösung des langjährigen Chefs des Jugendamtes nach dem Kellerkind-Skandal gefordert worden. Er wirkte angesichts der Vorwürfe nervlich angeschlagen, hielt aber stand. Hoffmann hatte hartnäckig jede Mitschuld seines Amtes im Fall des Kellerkindes von sich gewiesen. Wie berichtet, war ein dreijähriger Junge in einem verwahrlosten Keller von den Eltern eingesperrt worden. Das Kind war im Juni 2012 in dem völlig verdreckten Raum durch Zufall von der Polizei gefunden worden. Die mehrköpfige Familie stand unter Aufsicht des Jugendamtes, wurde regelmäßig von Betreuern besucht. Doch Hoffmann beteuerte, dass die Familienbetreuer diese Situation nicht hätten bemerken können. Die Eltern hätten den Zugang zur Kellerwohnung verdeckt und die Kinder bei den angemeldeten Besuchen präsentiert. Es seien keine Fehler gemacht worden.
Erst später, bei Sichtung der geheimgehaltenen Protokolle der Besuche, stellte sich heraus, dass der Dreijährige oft wochenlang nicht zu sehen gewesen war. Kritisiert wurde Hoffmann (63) auch dafür, nicht ausreichend informiert zu haben. Erst durch LN-Recherchen war herausgekommen, dass das Jugendamt nach einem Beschluss des Oberlandesgerichts seit 2010 die Möglichkeit gehabt hatte, die Kinder aus der Familie zu nehmen.
Landrätin Jutta Hartwieg teilte auf Nachfrage mit, dass Hoffmann selber „um Entlastung gebeten habe“, damit er sich mehr um andere Aufgaben im Bereich Soziales kümmern könne. Auf die Frage, ob er als Jugendamtsleiter Fehler gemacht habe, verwies Hartwieg auf den ausstehenden Bericht eines Unterausschusses, der den Kellerkind-Fall gerade prüft. Dem werde sie nicht vorgreifen. Der Wechsel an der Spitze des Jugendamtes erfolge „unabhängig vom Jugendhilfefall in Bad Segeberg“ . Sie freue sich, dass mit Manfred Stankat ein Sozialarbeiter diese Position besetze, der viel Erfahrung mitbringe und bereits als Stellvertreter Führungsqualitäten bewiesen habe.
Stankat ist seit 1988 Sozialarbeiter beim Kreis. Hartwieg: „Wir wollen mit Herrn Stankat das Jugendamt in die Zukunft führen.“ Dieses wird umstrukturiert und ist personell verstärkt worden. Stankat wird Chef von 50 sozialpädagogischen Fachkräften sowie mehr als 30 Beschäftigten und Beamten der Schul- und Kulturverwaltung. Jurist Georg Hoffmann bleibt als Leitender Kreisverwaltungsdirektor Stellvertreter der Landrätin. Er leite auch künftig den größten Fachbereich des Kreises: Soziales, Jugend und Bildung. Er war gestern für die LN in der Verwaltung nicht erreichbar.
Bei den Politikern stieß seine Ablösung auf Überraschung. Wolfgang Schnabel (FDP): „Damit habe ich nicht gerechnet.“ Jürgen Kaldewey (Grüne) empört: „Wir Kreispolitiker fühlen uns übergangen. Solche Entscheidungen gehören in den Haupt- und Jugendhilfeausschuss.“ Henning Wulf (CDU), Vorsitzender des Hauptausschusses, betonte, dass „es eigentlich die Angelegenheit des Jugendhilfeausschuss ist, den Jugendamtsleiter zu benennen“. Dem widersprach Jutta Hartwieg. Sie selbst sei hier weisungsbefugt.
Wolfgang Glombik
http://www.ln-online.de/Lokales/Segeberg/Wechsel-im-Jugendamt-Hoffmann-geht
Kommentare (2)
easyrider
19.02.2013
DIe geheimgehaltenen Protokolle zeigen es: He...
DIe geheimgehaltenen Protokolle zeigen es: Herr Dr. Hoffmann ha tschlichtweg gelogen. Auch ein Doktortitel schützt nicht vor Untauglichkeit im Amt. Ausgebadet hat diese Untauglichkeit das kleine Kind. Bitte nicht nach Titel sondern nach Fähigkeiten die Stellen vergeben!!!!
mooringman
19.02.2013
Dr. Hoffmann
war nicht der einzige,der gelogen hat. Wie immer,hat niemand in der Politik und beim Jugendamt die Schuld. Wahrscheinlich war es der dreijährige Junge selbst....
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