2012/10/26

Erzieherin in Herne soll Kinder gezwungen haben, Erbrochenes zu essen

25.10.2012 | 15:47 Uhr
Erzieherin in Herne soll Kinder gezwungen haben, Erbrochenes zu essen
In diesem Kindergarten in Herne soll eine Erzieherin Kinder misshandelt haben.Foto: WAZ FotoPool
 
 
Herne.  Nach und nach kommen immer mehr schreckliche Taten zu Tage. So soll die 29-jährige Erzieherin im katholischen Kindergarten Im Pratort in Herne Kinder psychisch und körperlich misshandelt haben. Angstzustände, Schlafprobleme und Essstörungen sollen die Folgen sein. Das Jugendamt ist erschüttert.

Im katholischen Kindergarten Im Pratort ist die Erschütterung groß. Nach den Vorwürfen gegen eine Erzieherin, die Kinder misshandelt haben soll, sind Eltern im Schockzustand und Mitarbeiter verunsichert. Mädchen und Jungen, die von der 29-Jährigen betreut wurden, litten unter Angstzuständen, heißt es. Sie sollen nun psychologisch betreut werden.

Christian Gröne, Vorsitzender des Kirchenvorstandes beim Träger Gemeinde St. Elisabeth, bemüht sich um Schadensbegrenzung. Der Pfarrer will so schnell wie möglich eine neue Leitung berufen: „In dem Kindergarten muss jetzt Ruhe einkehren, damit die Kinder so gut wie möglich betreut werden können.“


Entsetzen im Herner Jugendamt

Unterdessen werden immer mehr Vorwürfe gegen die Erzieherin bekannt. Die Frau arbeitete in der Pinguin-Gruppe und soll zur Strafe Kinder gefesselt und eingesperrt haben, berichteten Eltern. Mädchen und Jungen, die nicht aufessen wollten, seien dazu gezwungen worden, heißt es weiter. Hätten sie sich daraufhin übergeben, hätten sie das Erbrochene essen müssen.

Kindergarten
Erzieherin soll Kinder gefesselt und eingesperrt haben
 
Eine Erzieherin des katholischen Kindergartens Im Pratort in Herne soll Kinder mit drakonischen Strafen gemaßregelt haben. Kollegen werfen ihr vor, Mädchen und Jungen unter anderem gefesselt und eingesperrt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen.

Pfarrer Gröne sind diese Aussagen bekannt. „Ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln“, sagt er. Zugleich warnt er aber vor einer Vorverurteilung und verweist auf die Justiz, die den Fall bearbeite. Oberstaatsanwalt Christian Kunert hält sich bedeckt. Die 29-Jährige, sagt er, soll „psychologische und körperliche Gewalt gegen Kinder ausgeübt haben“. Sowohl die Erzieherin als auch die Leiterin (52) des Kindergartens, den 70 Kinder besuchen, wurden nach Bekanntwerden der Vorwürfe suspendiert.


Erzieherin ist krank geschrieben

Wichtigste Fragen: Ist es möglich, dass im Alltag eines Kindergartens solche Vorfälle passieren können? In einer Einrichtung, in der mehrere Erzieher – auch pro Gruppe – arbeiten? Und: Haben Mitarbeiter wissentlich Augen und Ohren verschlossen? Das seien Fragen, die auch ihn beschäftigen, sagt Gröne, als Dechant auch Chef der katholischen Kirche in Herne. Die zweite Erzieherin der Pinguin-Gruppe kann zunächst keine Antworten geben. Sie sei krank geschrieben.

Kinder, die von der Frau misshandelt worden sein sollen, litten unter Angstzuständen und Essstörungen , heißt es. Die Stadt hat den betroffenen Eltern Hilfe angeboten, sagt Klaus Karassek vom Jugendamt. Kinder- und Jugendpsychologen stünden für Gespräche mit den Kindern bereit. Das Erlebte müsse „fachlich diagnostiziert und aufgearbeitet werden“. Über die Vorwürfe schüttelt der 64-Jährige entsetzt den Kopf. Vorwürfe wie diese seien ihm in seiner 20-jährigen Arbeit im Jugendamt noch nicht zu Ohren gekommen.

Michael Muscheid

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