2012/10/26

Verdursteter Junge (2) Leipziger Jugendamt überprüft Betreuer



Leipzig – Seine tote Mutter war ein Junkie. Seine Nachbarn hörten weg. Und die Behörden haben versagt?

IM FALL DES VERDURSTETEN MARCEL (†2) AUS GOHLIS GERÄT EIN BETREUER DES JUGENDAMTES IN DEN FOKUS DER ERMITTLUNGEN.

Als Leipzigs Jugendamtsleiter Siegfried Haller am Mittwoch, 14 Uhr, vor die Presse trat, war ihm die Anspannung deutlich anzumerken. Immer wieder hatte Haller eine Mitschuld seiner Behörde am qualvollen Tod des kleinen Marcel und seiner Mutter Yvonne F. (26) bestritten. 

Und jetzt plötzlich: „Wir prüfen momentan die Einschätzung eines Kollegen über den Betreuungsbedarf der Mutter“, sagte Haller, lehnte eine Mitverantwortung seiner Behörde an der Tragödie allerdings weiterhin ab.

Der Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) hatte den letzten Kontakt zu Yvonne F. gehabt. Dabei soll die Drogenabhängige geäußert haben, sie wolle aus Leipzig wegziehen. 

Unfassbar: Der ASD-Betreuer sah keinen weiteren Betreuungsbedarf und keine Gefährdung für das Wohl des Kindes. Eine fatale Fehleinschätzung! Es wurde nicht einmal überprüft, ob die Mutter wirklich wegzieht.

Das tat sie nämlich nicht. Acht lange Wochen hatten daraufhin weder Jugendamt, noch Drogenhilfe oder ASD Kontakt um Yvonne F. Acht Wochen, in denen die Frau offenbar weiter ungestört Drogen nahm. Acht Wochen, in deren Verlauf sie in ihrer Wohnung an der Möckernschen Straße starb und ihr kleiner Sohn im Anschluss grausam verdurstete.

Nachbarn hörten zwar Schreie des Kindes, dachten sich jedoch nichts dabei. Niemand rief Hilfe. Hilfe, die dem Kind das Leben gerettet hätte.

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