Meine persönlichen Erfahrungen:
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Am 23.03.2006 kam ich in das "Haus Neuendorf" im Unterspreewald (Nähe Lübben).
Schon bei der Ankunft stellte ich fest, dass es dort anders ist als in den anderen Einrichtungen. Als das Auto, indem ich in Begleitung einer Zivilbeamten saß, hielt, wurde ich von ca. 10 Mitarbeitern, die links und rechts verteilt in einer Reihe standen, in Empfang genommen. Ein Herr S. öffnete die Autotür, stellte sich vor und belehrte mich sofort darüber, was ich ab jetzt zu tun und zu lassen habe. Anschließend wurde ich, in Begleitung der ca. 10 Mitarbeiter, kurz durch das Haus geführt. Dann ging es in die dort so genannte "Käsekammer", in der ich meine Schuhe ausziehen sollte. Dabei kam es schon bereits zu der ersten Auseinandersetzung, da ich meine Schuhe "falsch ausgezogen" hatte (ich öffnete nicht die Schnürsenkel, sondern streifte die Schuhe einfach ab). Mehrmals musste ich meine schuhe neu an-und ausziehen. Dann wurde ich in ein fast leeres Zimmer (lediglich Kleiderschrank, Schreibtisch und Bett waren in diesem Raum) in die Gruppe2 gebracht. Dort sollte ich zunächst meine Kleidung wechseln.
Über mehrere Monate verbrachte ich allein auf diesem Zimmer, musste dort den Schulunterricht verrichten, die Mahlzeiten einnehmen, meine "persönliche Chipliste" erstellen und mehrmals die Regeln der Haasenburg abschreiben. Ich hatte keinerlei Kontakt zu den anderen Kindern/Jugendlichen. Wenn ich ein Anliegen hatte oder auf die Toilette musste, musste ich an der Zimmertür klopfen, laut meinen Namen rufen, in die Mitte des Raumes treten und warten, bis ein Mitarbeiter kam. Erst dann konnte ich , wie jeder andere Jugendliche dort auch, mein Anliegen äußern und/oder den Raum verlassen, egal um was es ging oder wohin man wollte. Dann musste ich wieder fragen, ob ich z.B. zur Toilette gehen darf und warten, bis der Mitarbeiter mit "Ja, du darfst." antwortet. Dann wieder z.B. an der Toilettentür klopfen und fragen, ob ich eintreten darf und wieder warten bis der Mitarbeiter "Ja, du darfst." sagt. Auf dem Weg zurück ins Zimmer galt das gleiche, und das für jeden Jugendlichen.
Der Mitarbeiter/die Mitarbeiterin blieb vor der Toilettentür, die anfangs angelehnt bleiben musste, stehen und wartete, bis man fertig war. Man musste es sich erst "verdienen", die Toilettentür schließen zu dürfen.
Für Jugendliche, die sich selbst verletzen, galt eine Sonderregelung: sie wurden Tag und Nacht beobachtet, hatten nur eine Matratze auf dem Zimmer und es kam immer ein Mitarbeiter/eine Mitarbeiterin (je nach Geschlecht des betreffenden Jugendlichen) mit ins Bad oder auf die Toilette, den Jugendlichen immer im Auge habend. Ebenso mussten sich diese Jugendlichen bis zu drei mal täglich einer sogenannten "Körperkontrolle" unterziehen. Hierbei musste man sich, bis auf Slip und BH, komplett ausziehen. Man durfte nur Kleidung tragen, die keine Taschen hatte, die Bügel aus dem BH wurden entfernt, Gürtel durfte man nicht tragen und auch sonst durfte man keinerlei Gegenstände an sich haben. Wenn man sein Zimmer verließ, mussten diese Jugendlichen direkt neben einem Mitarbeiter laufen und wurden Tag und Nacht von einem Mitarbeiter, der auf einem Stuhl vor der jeweiligen Zimmertür saß, beobachten. Kopfkissen und Decke bekamen diese Jugendlichen erst zur Nachtruhe aufs Zimmer, die Arme mussten immer sichtbar auf der Bettdecke liegen.
Jeder Jugendliche der sich in der Haasenburg befand, musste zunächst die dort so bezeichnete "Haasenburgkleidung" tragen. Diese bestand aus pinken Jogginghose, einem pinken oder türkisem Oberteil und schwarzen Holzklocks. Seine eigene Kleidung zu tragen musste man sich erst "Stück für Stück verdienen".
Raus durfte man nur auf den eingezäunten Hof, der "Pausenhof" genannt wurde. Doch auch hier durfte man sich nicht frei bewegen. Die Mitarbeiter gaben Anweisungen (z.B. 20 Runden laufen, Kniebeuge oder Liegestütze machen ect.). Ausgang aufs Gelände, Müll wegbringen, an Ausflügen teilnehmen ect. (alles in Begleitung) musste man sich erst "verdienen".
Jede Anweisung, die ein Jugendlicher von einem Mitarbeiter erhielt, musste man sofort und ohne Diskussion befolgen. Tat man das nicht oder diskutierte, wurde man dazu gezwungen bishin mit körperlicher Gewalt (Arme nach hinten verdrehen, festhalten, am Boden fixieren...) dazu gebracht.
Für jede Art von Regelverstoß, sei es auch noch so lapalisch, bekam man Strafen. Als Regelverstoß galt schon das nicht sofort Befolgen einer Anweisung, Diskussionen, Rülpsen am Tisch, sich nicht in die Mitte des Raumes zu stellen sondern an der Tür zu warten, mit anderen Jugendlichen Kontakt aufzunehmen, während man noch in der "Einzelbetreuung" ist usw. Als Strafe und "Erziehungmaßnahme" galt nicht nur die körperliche Gewalt, sondern u.a. auch:
-Zimmer leer räumen
-zurück "auf null" stufen (Einzelbetreuung und sich alles neu "verdienen")
-Stellungnahme schreiben
-Elternbesuche streichen
-kein "Chipverdienst"
-Streichen von bereits "verdienten" Freiheiten (z.B. Geländeausgang)
- Wegnehmen von bereits "verdienten" persönlichen Dingen (z.B. Foto oder Poster)
-"AA-Maßnahmen" (Antiaggressionsmaßnahmen, z.B. Sport oder Time-Out-Raum)
-"Rückstufung" in die Einzel-oder Gruppenbeschulung
uvm.
Die Regeln der Haasenburg waren unter anderem folgende:
1.Ich höre auf alle Anweisungen des Erziehers.
2.Ich gehe respektvoll mit meinen Mitmenschen um.
3.Ich trinke keinen Alkohol und rauche auch nicht.
4. Ich nenne stets den Erzieher beim Namen uns sietze ihn.
5.Ich beherrsche beim Essen Tischmanieren (ich rülpse nicht, ich schmatze nicht ect.)
6.Ich wende keine Gewalt an.
7.Ich beleidige niemandem.
8.Ich pflege stets einen höflichen Umgangston.
9.Ich stelle keine Forderungen.
10.Ich nehme an allen Thearpien teil und verweigere mich nicht.
Wenn man in oder mit der Gruppe irgendwo hin ging, musste man immer hintereinander und in einer Reihe laufen, reden durfte man bei solchen "Gängen" auch nicht. Wer sich nicht daran hielt, wurde bestraft.
Die Schule fand zunächst, solange wie man auch in "Einzelbetreuung" war, allein auf dem Zimmer statt. Man bekam seine Aufgaben auf das Zimmer und musste diese alleine lösen. War man voll "in die Gruppe integriert", verrichtet man seinen Unterricht gemeinsam mit anderen Kindern/Jugendlichen, jedoch ohne Lehrer. Hat man es sich "verdient", konnte man auch (bei mir hat es über 1 Jahr gedauert!) die Heimschule besuchen, inder normaler Unttericht mit Lehrern stattfindet. Jugendliche, die sich im "Halboffenen Bereich" befunden haben (Gruppen 4, 5 und 1-Pädagogisch,tharapeutischer Bereich) konnten es sich "verdienen" eine reguläre Schule außerhalb der Haasenburg zu besuchen. Auch in der Schule galten alle Regeln der Haasenburg und auch hier wurde man für einen noch so kleinen Regelverstoß betraft oder auch mit Zwang und körperlicher Gewalt zum Befolgen einer Anweisung gebracht. Auch in der Schule wurden Jugendliche, die sich selbst verletzen, beobachtet, auf die Toilette begleitet und mussten ebenso immer an der Seite eines Lehrers laufen. Die Gruppen-Heim-und Außenbeschulung musste man sich, ebenso wie alles andere auch, "verdienen", indem man sich über einen unbestimmten Zeitraum an alle Regeln und Verhaltenspunkte hält sowie alle Anweisungen sofort und ohne Diskussion befolgt. Allein die Mitarbeiter entscheiden dann, ob und wann man in die Gruppen-Heim-oder Außenbeschulung "Schritt für schritt integriert" wird.
Um sich bestimmte Dinge zu "verdienen" (z.B. eigene Kleidung tragen, Ausgang, Elternbesuche, persönliche Dinge auf dem Zimmer haben, Bad-/Toilettentür schließen, Stück für Stück in die Gruppe integriert zu werden, seine Zimmertür schließen oder offen haben zu dürfen...) muss man sich auch hier an alle Regeln und an alle, auf den jeweiligen Jugendlichen abgestimmten, Verhaltenspunkte* halten, alle Anweisungen der Mitarbeiter sofort und ohne Diskussion befolgen usw. Erst dann kann man in der Teamberatung ein "Antrag" stellen, zum Beispiel mit dem Wunsch, die Mahlzeiten in der Gruppe einzunehmen. Wenn die Mitarbeiter der Ansicht sind, der/die Jugendliche hat sich das "verdient", wird der Antrag genehmigt. Wenn nicht, wird er abgelehnt und der/die Jugendliche kann zur nächsten Teamberatung einen neuen Antrag stellen.
*Verhaltenspunkte sind eine Art "Extraregeln", die sich auf das individuelle "Fehlverhalten" des Jugendlichen/Kindes beziehen. Jeder bekam im Schnitt 4-6 Verhaltenspunke, die folgende sein konnten:
1.Ich achte auf meine Mimik und Gestik!
2.Ich beziehe nicht alles auf mich!
3.Ich rede nicht ständig über das Essen!
4.Ich übe mich in Geduld!
5.Ich habe nicht immer das letzte Wort!
...
Für Beschäftigungen wie Beispielsweise Musik hören, ein Eis essen, eine DVD schauen, einen Spaziergang auf das Gelände zu machen ect. gibt es die dort so genannte "Perönliche Chipliste". In der täglichen "Gruppenrunde"** kann sich jeder Jugendliche pro Tag einen "Chip" "verdienen", wenn er sich laut Ansicht der diensthabenden Mitarbeiter an alle Regeln und Verhaltenspunkte gehalten und alle Anweisungen der Mitarbeiter sofort und ohne Diskussion befolgt hat. Diese Chips musste man sammeln, bis dann die erforderliche Chipanzahl (z.B. für 30 Minuten Musik hören) erreicht war. Dann konnte man die "verdienten Chips" dafür einlösen. Hatte man nicht genügend Chips für eine Sache die man gerne machen würde, konnte man diese auch nicht machen. Dann galt: entweder weitersammeln oder die Chips gegen etwas anderes "einlösen".
Hier ein Beispiel für eine "Chipliste":
1chip-15min. Musik hören
2Chips-30min. Musik hören
3Chips-ein Eis essen
4Chips-30min.auf den Pausenhof gehen (in Begleitung)
5Chips-"Extragriff" in die Süßigkeiten-Box
6Chips-10min. mit der Tante telefonieren
7Chips-30min. auf das Gelände spazieren (in Begleitung)
8Chips-eine DVD schauen
...
Die Chipliste war individuell und von der jeweiligen "Phase"*** des Jugendlichen abhängig.
** Die Gruppenrunde fand täglich um 19:00 statt. Hier wurde der Tag und das Verhalten von sich selbst und den anderen Jugendlichen bewertet. Wie z.B: Habe ich mich an alle meine Verhaltenspunkte und Regeln gehalten? Habe ich sofort alle Anweisungen des Erziehers befolgt? Habe ich meine Dienste ordentlich erledigt?... Zum Schluss bewerten dann die diensthabenden Mitarbeiter den Tag/das Verhalten und entscheiden darüber, ob man seinen "Chip" verdient hat oder nicht.
***Jeder Jugendliche, der sich in der Haasenburg befindet, sollte während seines Aufenthaltes drei "Phasen" durchlaufen haben. Diese waren folgende:
-"Rote Phase" (Anpassungsphase)
-"Gelbe Phase" (Erweiterungsphase)
-"Grüne Phase" (Entlassungsphase)
Ich befand mich den gesamten Aufenthalt über in der "Anpassungsphase Rot".
Elternbesuche fanden in den ersten Wochen, zum Teil auch Monaten, gar nicht statt. Erst wenn man es sich "verdient" hatte und nach Rücksprache mit dem Jugendamt konnte man 1-2 mal pro Monat Elternbesuche empfangen. Elternbesuche zu Hause fanden zunächst gar nicht statt. Erst wenn die Einrichtung den Jugendlichen für "so weit" einstufte, durfte man auch, in der regel einmal pro Monat, nach Hause fahren, im nächsten Schritt dort auch übernachten. Allerdings: es war auch hier immer ein Mitarbeiter dabei, bei mir persönlich war es sogar so, dass der Betreuer mit zu Hause schlief. Auch zu Hause achtete man akribisch auf die meine Reduktionskost****und man begleitete mich auch hier überall hin. Erst ca. 3 Monate vor meiner Entlassung aus der Einrichtung durfte ich alleine nach Hause fahren und auch alleine dort übernachten. Hierfür setzten sich das Jugendamt und meine Mutter für mich ein, die Haasenburg selber war dagegen.
****Reduktionskost bekamen die Jugendlichen/Kinder, die einen BMI-Wert über 25 hatten. Die "Reduktionskostler" bekamen folgende Mengen:
Frühstück-2 Scheiben Toast oder 3 Esslöffel Müsli (am Sonntag ein Brötchen)
2.Frühstück-eine zusammengeklappte Scheibe Brot
Mittag-eine kleine Portion ohne Nachschlag
Vesper (Kaffeezeit)-ein Stück Obst
Abendbrot-anderthalb Scheiben Brot
Süßigkeiten-einmal in der Woche eine Hand voll oder einen halben Schokoriegel
Die, die keine Reduktionskost hatten, die "Normalkostler" , bekamen die doppelte Menge der "Reduktionskostler" und einmal am Tag (morgens) Süßigkeiten.
Seiner Körperpflege konnte man auch nicht uneingeschrängt nachkommen. Alle zwei Tage konnte man duschen, an den anderen Tagen durfte man sich nur waschen. Zum duschen hatte man 10 Minuten Zeit, zum waschen 7 Minuten. Hielt man sich nicht an die vorgegebene Zeit, wurde man gehetzt und gedrängelt, schlimmstenfalls sogar aus dem Bad geholt.
Während meines Aufenthaltes in der Haasenburg habe ich zwei mal versucht mir das Leben zu nehmen und bin zwei mal aus der Einrichtung geflüchtet.
Ich sollte außerhalb der Haasenburg eine zusätzliche ambulante Therapie machen. Dies war mein eigener Wunsch, der auch von meiner Mutter und vom Jugendamt unterstützt wurde. Die Haasenburg selbst war allerdings dagegen und hat mit allen Mitteln versucht dies zu verhindern, indem sie-leider mit Erfolg-meinten es gäbe genügend psychologische Betreuung. Die Haasenburg bot mir an, bei dem Geschäftsführer der Haasenburg, M.Bavar, einmal pro Woche zusätzliche Termine wahrzunehmen. Dies lehnte ich ab.
http://www.taz.de/Skandal-um-die-Haasenburg-GmbH/!119509/
http://jugendamtwatch.blogspot.de/2013/02/geschlossene-heimunterbringung.html?showComment=1373434012981#c1733854705972269733
das ist ja schlimmer wie im schlimmsten knast!!!
AntwortenLöschenda will man kinder erziehen?+ mit folter?+
schlicht zum kotzen!
warum wird der scheissladen nicht endlich geschlossen?+
Aber es geht doch in vielen Einrichtungen nicht viel besser zu! Seit etwa 5 Jahren nehmen sich die Betreiber heraus, ihre Einrichtungen, oder einzelne Gruppen "therapeutisch" zu nennen. In all diesen Einrichtungen, die ich mir persönlich angeschaut habe, gab es Time-out-Räume. Zimmer, die aussahen, wie Duschen, ohne Fenster und ohne Duschwanne. Dort müssen sich Kinder und Jugendliche so lange aufhalten, bis sie sich in einem Zustand der absoluten Übererregung beruhigen! Meist wissen Mitarbeiter überhaupt nicht, wie lange man ein Kind oder Jugendlichen dorthin verbringen sollte, ob man sich im gleichen Raum aufhalten sollte, man weiß gar nichts! In einer Einrichtung war dieser Raum durch einen Neuankömmling belegt, kein Wunder, denn das bringt Geld. Da sich die Einrichtung im Umbau befand, funktionierte man kurzerhand einen Baucontainer zum Time-out-Raum um! Dort saßen dann die Kinder und warteten darauf, dass sie allmächtige Erzieher wieder befreiten. Als ich völlig schockiert nachfragte, ob dies Alltag wäre, berichtete mir ein Mitarbeiter, dass man vormals die Müllscheune dazu genutzt hatte, ein Verschlag, in dem die Mülltonnen standen, sie sich nur wunderten, dass die Kinder die Tür nicht öffneten, um entkommen zu können, da diese doch gar nicht verschlossen gewesen wäre. Solche Fragen stellen sich also Mitarbeiter, die in diesen Einrichtungen für das Wohl der Kinder zuständig sind. Bravo!
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