Hellenthal.
Im Fall des wegen angeblicher Gewalttaten geschlossenen Internats in Hellenthal-Reifferscheid drohen nun mehrere Gerichtsverfahren. Wie das Verwaltungsgericht Aachen am Donnerstag mitteilte, geht die Geschäftsführung der Einrichtung mit einem Eilantrag gegen den Entzug der Betriebserlaubnis durch den Landschaftsverband Rheinland (LVR) vor. Laut einem Sprecher des Verwaltungsgerichts ist noch unklar, wann darüber entschieden wird. Zudem will der LVR Strafanzeige gegen Mitarbeiter und Leitung des Heimes stellen. Der Landschaftsverband hatte der Einrichtung am Mittwoch die Betriebserlaubnis entzogen, weil angebliche Übergriffe von Mitarbeitern gegen die Insassen des Heimes für Kinder und Jugendlichen bekannt geworden war.
In der Einrichtung der Corsten Jugendhilfe GmbH lebten zuletzt 45 Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen. Fast alle sind nach der Schließung bei ihren Eltern untergekommen. Angrenzende Einrichtungen nahmen die übrigen Sechs auf.
Angrenzende Einrichtungen nahmen die übrigen Sechs auf. «Früheres Personal hat uns über körperliche und psychische Übergriffe informiert», sagte LVR-Sprecher Till Döring.
Eine unangekündigte Prüfung in Reifferscheid durch das LVR-Landesjugendamt am Dienstag, bei dem 18 Jugendliche befragt wurden, habe dann die Verdachtsmomente bestätigt und den Eindruck erhärtet, dass es sich nicht um Einzelfälle gehandelt habe. «Das Ganze hatte System.»
Die Mitarbeiter sollen die Jugendlichen demnach unter anderem provoziert und geschlagen haben. Um zu zeigen, wer Herr im Haus ist, sollen sie Jugendliche auch bis zu einer Stunde «fixiert», also festgehalten haben.
Bei Übergriffen unter Jugendlichen sollen die Betreuer pädagogisch unangemessen reagiert haben. Der LVR wollte sich am Mittwoch nicht dazu äußern, ob es dabei auch um sexuelle Misshandlungen gehandelt hat. Man habe Anzeige erstattet und wolle die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen abwarten.
Entgegen den Bestimmungen sind nach LVR-Angaben die 38 Beschäftigten auch nicht komplett als Fachkräfte ausgebildet. Der Prüfungskommission sei aber die Einsicht in die Personalakten verweigert wurde. Zudem war das Haus überbelegt: Vor Ort wurden sieben Kindern mehr angetroffen, als genehmigt.
Als Reaktion auf die bekannt gewordenen Übergriffe wolle der Landschaftsverband Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Aachen erstatten, sagte ein Sprecher. Auch die Mutter eines Jugendlichen hatte laut Medienangaben diesen Schritt angekündigt.
http://www.az-web.de/news/hochschule-detail-az/1750928?_link&skip&_g=Eifler-Jugendheim-stellt-Eil-Antrag-bei-Gericht.html
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