Keine Entwarnung bei Gewaltdelikten gegen Kinder – klare Signale für erheblichen Reformbedarf
29.05.2012
Die  Deutsche Kinderhilfe hat heute die Zahlen der Polizeilichen  Kriminalstatistik 2011 zu kindlichen Gewaltopfern vorgestellt. In der  Bundespressekonferenz erläuterte der Präsident des Bundeskriminalamtes  Jörg Ziercke, dass im Jahr 2011 146 Kinder getötet und weitere 72 Kinder  Opfer eines versuchten Mordes oder Totschlags wurden. Die in der  Polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Fälle körperlicher  Misshandlung von Kindern sind im vergangenen Jahr um 6% von 4.367 auf  4.096 gesunken. Ein Anstieg um 4,8% auf 12.444 Fälle ist bei sexuellem  Missbrauch von Kindern sowie bei Besitz/Verschaffen von  Kinderpornographie um 23% auf 3.896 Fälle zu verzeichnen. Hinzu kommt,  dass in den Bereichen Kindesmisshandlung, Missbrauch von Kindern und  Kinderpornographie von einem großen Dunkelfeld ausgegangen werden muss. 
„Täglich 11 misshandelte und 39 sexuell  missbrauchte Kinder sowie 17 Fälle der Kinderpornographie sind eine  erschreckende Bilanz. Jeder einzelne Fall, jedes betroffene Kind ist  eines zu viel. Der Schutz von Kindern vor Gewalt und Missbrauch darf  angesichts der zunehmenden Digitalisierung und Internationalisierung der  Tatbegehung nicht auf rechtliche oder nationale Grenzen stoßen. Unser  Ziel muss es sein, Gewalt und Misshandlungen an Kindern frühzeitig zu  erkennen und zu verhindern. Neben einer konsequenten Strafverfolgung auf  nationaler und internationaler Ebene sind daher auch die Einrichtungen  der Kinder- und Jugendhilfe gefordert“, so Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamtes.
Nach wie vor werden in Deutschland durchschnittlich jede Woche 3 Kinder getötet. Hieran wird deutlich, dass das Jugendhilfesystem nicht in der Lage ist, Kinder ausreichend zu schützen. Ohne einheitliche Fach- und Diagnosestandards, eine aktive und verbindliche Einbindung von Schulen und Kinderärzten in die Jugendhilfe wird sich auch in Zukunft wenig ändern. Da 600 Jugendämter unterschiedlich arbeiten und ihre finanzielle Ausstattung von der Kassenlage der jeweiligen Kommune abhängt, sind die Überlebenschancen eines Kindes je nach Wohnort unterschiedlich.
Nach wie vor werden in Deutschland durchschnittlich jede Woche 3 Kinder getötet. Hieran wird deutlich, dass das Jugendhilfesystem nicht in der Lage ist, Kinder ausreichend zu schützen. Ohne einheitliche Fach- und Diagnosestandards, eine aktive und verbindliche Einbindung von Schulen und Kinderärzten in die Jugendhilfe wird sich auch in Zukunft wenig ändern. Da 600 Jugendämter unterschiedlich arbeiten und ihre finanzielle Ausstattung von der Kassenlage der jeweiligen Kommune abhängt, sind die Überlebenschancen eines Kindes je nach Wohnort unterschiedlich.
„Die tragischen und vermeidbaren Todesfälle von  Chantal in Hamburg und Zoe in Berlin zu Beginn dieses Jahres sind keine  bedauerlichen Einzelfälle. Sie stehen stellvertretend für die zu vielen  Kinder, die im Jugendhilfesystem zu Tode kommen. Da die Politik beim  Bundeskinderschutzgesetz den Finanzinteressen der Länder und Kommunen  sowie den Systemschützern der Verbände nachgegeben hat, besteht die  Strukturkrise weiter – wie hoch der Preis ist, belegen die heute  vorgestellten Zahlen“, so Georg Ehrmann, Vorsitzender der Deutschen Kinderhilfe. 
Alarmierend auch, dass nach den großen  Missbrauchsskandalen des Jahres 2010 die Zahlen im Bereich sexueller  Gewalt gegen Kinder weiter ansteigen. „Die deutlich höhere Zahl der  Opfer sexuellen Missbrauchs ist eines der bedrückendsten Ergebnisse.  Ohne verstärkte Präventionsarbeit sind jedoch keine Erfolge zu erzielen.  Weder der runde Tisch noch der Gesetzgeber konnten sich dazu  durchringen, für ehrenamtliche Trainer und Betreuer ein erweitertes  Führungszeugnis einzuführen, Anbieter von Ferienfreizeiten haben kein  Pflicht, qualifiziertes Personal einzusetzen und immer wieder erleben  wir in der Praxis Jugendämter, Schulen und Vereine, die sich weigern mit  den Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten,“ so André Schulz, Vorsitzender des BDK. 
Auf ein „Weiter so“ bei den vielen kindlichen Opfern  von Gewaltdelikten darf die Politik nicht setzen. Nur eine konsequente  Reform des Jugendhilfesystems kann die heute vorgestellten Zahlen  senken. Die Deutsche Kinderhilfe und der Bund Deutscher Kriminalbeamter  haben mit zahlreichen Verbänden und Experten in einer Gemeinsamen Erklärung die Reformbedürftigkeit des Jugendhilfesystems festgestellt: Es bedarf  eines klaren gesellschaftlichen Signals für mehr Kinderschutz in  Deutschland. 
Für Rückfragen und Informationen steht Ihnen der  Vorstandsvorsitzende der Deutschen Kinderhilfe Georg Ehrmann unter 0160  3645685 zur Verfügung.
Die elektronische Pressemappe können Sie hier herunterladen.
Bildunterschrift: Georg Ehrmann, Jörg Ziercke und Prof. Kathinka Beckmann bei der Vorstellung und Auswertung der Zahlen kindlicher Gewaltopfer aus dem Jahr 2011
Pressekontakt:
Deutsche Kinderhilfe e.V.
Julia M. Hofmann
Vorstandssprecherin
Tel.: 030/24 34 29 40
Fax: 030/24 34 29 49
Mobil: 0171 405 17 19
presse@kinderhilfe.de
www.kinderhilfe.de.
Bildunterschrift: Georg Ehrmann, Jörg Ziercke und Prof. Kathinka Beckmann bei der Vorstellung und Auswertung der Zahlen kindlicher Gewaltopfer aus dem Jahr 2011
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